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Südkirgistan: Gefangen im Alai

Wenn wir den Alai erwähnen, leuchten bei den Kirgisen ehrwürdig die Augen. Das kleine Hochgebirge durchzieht den südwestlichen Zipfel des Landes und wird bewundert für seine Wildnis und Schönheit. Niemand hatte uns gewarnt, welches Abenteuer uns dort erwarten würde.

28. Juni 2024. Irkeschtam – diesen Grenzübergang zwischen China und Kirgistan hatten Micha und ich vor sechszehn Jahren schon mal überquert. Damals sind wir mit Motorrädern nach China eingereist, um nach Nordpakistan zu gelangen. An der Grenze hatten wir eine Verabredung mit einem Guide aus Kashgar, den wir wegen der Durchreise auf Motorrädern für viel Geld engagieren mussten. Die Nacht davor verbrachten wir bei einer Familie im kleinen Grenzdorf Nura, das kurz darauf Epizentrum eines schweren Erdbebens war. Fast alle Häuser im Dorf wurden zerstört. 75 Bewohner, mehr als die Hälfte davon Kinder, kamen ums Leben.
Jetzt sind wir wieder zurück und radeln am Eingangsschild von Nura vorbei. Das Dorf wurde wieder aufgebaut und auch die damals extrem holprige Sandpiste bis ins achtzig Kilometer entfernte Sary-Tash haben chinesische Bautrupps tadellos asphaltiert. Die späte Nachmittagssonne scheint auf die Blechdächer des idyllischen Ortes. Kinder laufen an der Hauptstraße entlang und grüßen freundlich. Wir halten am kleinen Dorfladen an – ein alter Container, in dem uns ein schüchternes Mädchen bedient. Die Auswahl an Produkten ist nicht groß, aber endlich gibt es wieder vertraute Lebensmittel. In China lagen vor allem fremdartige Produkte in grellen Plastikverpackungen in den Regalen.
Wir sind happy, in Kirgistan zu sein. Nach der kargen Landschaft in Xinjiang tut es gut, wieder begrünte Berge zu sehen. Die erste Nacht im Land verbringen wir siebzehn Kilometer nach der Grenze an einem kleinen Bach im duftenden Gras – umringt von Bergen, von denen Vogellaute herüberschallen. Ansonsten sind wir allein hier und genießen die Natur und Freiheit. Im Moment wollen Micha und ich nirgendwo anders sein. Zwei Monate haben wir Zeit, durch dieses großartige Bergland zu radeln – und der Juli und August sind perfekt dafür. Nach der Lungenentzündung in China ist Micha glücklicherweise auch wieder bereit für diese Reise.
Schon am nächsten Tag müssen wir auf dem glatten Asphalt der A371 über den ersten Bergpass (3.760 Meter) kommen. Obwohl die Irkeschtam-Grenze eine Handelsroute ist, treffen wir auf erstaunlich wenig Verkehr. Plötzlich erschreckt uns das schrille Geräusch einer Trillerpfeife, aber niemand ist zu sehen. Zu schnell gefahren sind wir jedenfalls nicht. Beim nächsten Pfiff sehen wir, woher es kommt. Hinten auf den Hügeln flitzen große, rotbraune Murmeltiere in ihre Erdlöcher. Immer wenn uns ein Murmeltier entdeckt hat, wird zur Warnung gepfiffen.
Trotz Gewitterschauer mit Hagel haben wir den Pass gut geschafft, aber dann verlässt Micha plötzlich alle Kraft. Vielleicht sollten wir es doch etwas langsamer angehen. Wir rollen noch ein paar Kilometer abwärts. Am Horizont auf der linken Seite begleiten uns die schneeweißen Berge des Pamirgebirges. Auf den weiten Wiesen davor haben Halbnomaden ihre weißen Jurten aufgestellt und lassen ihre Pferde, Rinder und Schafe über die Hügel ziehen. Ein breiter, rostroter Fluss schlängelt sich in Sichtweite der Straße durch die Weiden. Die Kirgisen nennen ihn Kyzyl Suu, was rotes Wasser heißt. Die Farbe stammt von den Sedimenten der umliegenden Berge.
Micha muss anhalten und legt sich völlig fertig an den Straßenrand. Nicht weit von hier stehen drei Jurten und ich frage, ob wir unser Zelt daneben stellen dürfen. Die Familien, die hier mit ihren Kindern drei Sommermonate auf der Weide leben, sind sehr aufgeschlossen. Neugierig und trotzdem zurückhaltend nehmen sie die beiden Fahrradnomaden für eine Nacht in ihrer Mitte auf, bringen frisches Wasser und Milch ans Zelt. Micha erholt sich zum Glück. Als sich die Abendsonne dem Horizont nähert, traben Kühe mit vollem Euter und lautem Muh an den Jurten vorbei. Die jungen Kälber toben wie verspielte Hunde über die Koppel. Die Stuten und ihre Fohlen werden über Nacht an einen langen Strick gebunden.
Wir beide haben gut geschlafen und können am nächsten Morgen weiterfahren. Die Straße führt uns allmählich hinein ins 180 Kilometer lange Alai-Tal. Hier radeln wir auf einer Höhe zwischen 2.500 und 3.500 Metern wie durch ein Bilderbuch. Es sind nur 25 Kilometer, bis wir Sary-Tash erreichen, wo wir ein paar Tage bleiben wollen. Außer der neuen Straße und zwei, drei kleinen Shops hat sich seit dem ersten Besuch vor sechszehn Jahren auf den ersten Blick kaum was verändert. Wichtigste Einrichtung ist immer noch die Tankstelle, vor allem für diejenigen, die aus dem tadschikischen Pamir kommen. Unsere einfache Unterkunft von damals ist nur noch ein verwaistes Haus mit kaputten Fenstern. Wir radeln auf unbefestigten Seitenwegen durch das einfache Dorf und landen auf einem Hügel am Ende des Ortes in der neueren Pamir-Lodge. Hier treffen wir die nächsten drei Tage eine Menge anderer Touristen – aus Südkorea, Griechenland, Belgien, Schweiz und Deutschland natürlich.


3. Juli 2024. Die kräftige Höhensonne strahlt vom fast wolkenfreien Himmel auf die Berge, die Sary-Tash und das Alai-Tal umgeben. Der böige Wind, der gestern durchs Tal gefegt ist, hat sich gelegt und wir brechen in Richtung Tulpar Seen auf. Die türkisfarbenen Bergseen befinden sich auf einer 3.500 Meter hohen Weide im Transalaigebirge, das an der Grenze zu Tadschikistan liegt und das Pamirgebirge nach Norden hin abgrenzt. Man erreicht die Seen über eine dreißig Kilometer lange, langsam ansteigende Schotterpiste, die zunächst durch eine weite Steppe führt. Geduldig rumpeln wir mit den Fahrrädern die groben Fahrspuren entlang. Das Gerüttel verwandelt die Tüte Kekse in meiner Lenkertasche zu einem Haufen Krümel und Staub. Bevor wir die Seen erreichen, übernachten wir an einem kleinen Bergbach und kommen am nächsten Morgen an den ersten Sommerjurten vorbei. Drei Frauen rühren draußen mit einem langen Stil in einer riesigen gusseisernen Schale herum, die über einem Holzfeuer steht. Sie erhitzen eine weiße cremige Masse und wir dürfen kosten kommen. Es ist Joghurt, der herrlich auf der Zunge kribbelt und fantastisch schmeckt. Vor allem die Frauen und Mädchen sind während der Zeit auf der Sommerweide den ganzen Tag beschäftigt – sie melken die Tiere, verarbeiten die Milch, backen Brote, bekochen die Familie und so weiter.
Die letzten wenigen Kilometer bis zu den Bergseen sind steil und unsere beladenen Stahlfahrräder lassen sich nur schwer bewegen. Endlich erscheint der erste See und bald blitzen auf den grünen Hügeln die ersten Jurten auf, die hauptsächlich Touristen beherbergen. Wir ziehen spontan in eine der gemütlichen Jurten ein und wandern am nächsten Morgen an der tiefen Schlucht des Tuyuk Flusses entlang zum nahe gelegenen Basislager des Pik Lenin. Der Siebentausender wird im Juli und August von mehreren Expeditionen bestiegen. Es ist eine Ansammlung von umgebauten LKW-Containern, leuchtend gelben Zeltreihen und Jurten, die als Gastraum dienen. Auf dem Rückweg grollt dann allmählich ein Gewitter über die Berge und vertreibt das angenehme Sommerwetter. Nass und frierend kommen wir zur Jurte zurück. Die liebe Gastmutter hat Stücke getrockneten Kuhmists in den kleinen Ofen unserer Jurte gestopft und das orangene Feuer lodert. Ich liebe diese einfache, pure Art von Häuslichkeit. Es gibt nichts Schöneres, als sich bei Sauwetter in eine warme Jurte einzukuscheln. Draußen geht der Regen in Schneeregen über und wird noch den ganzen Tag andauern. Am nächsten Morgen sind alle Bergspitzen um uns herum eingeschneit. Pik Lenin erstrahlt weiß vor blauem Himmel. Unsere Gastmutter und ihre großen Kinder wuseln schon eine ganze Weile in der Küchenjurte umher. Es riecht nach gekochtem Fleisch. Auf dem Feuer köchelt eine große Schale mit Innereien, Knochen und einem ganzen Schafskopf. Heute Vormittag kommt eine große Familie aus dem Dorf Sary-Mogul auf die Weide, um hier gemeinsam zu essen und zu feiern. Zum Frühstück bekommen wir heute eine Schale Milchsuppe mit würzig-säuerlichem Geschmack, Brot, Butter und Kirschmarmelade – alles ist selbstgemacht.

Auf unserer Weiterreise in die Stadt Osch wollen wir den Weg über das Alai-Gebirge nehmen. Das wird einige Tage dauern. Die Strecke soll einsam, wild und einmalig schön sein. Es gibt nur wenige Radfahrer, die bisher dort entlang gefahren sind. Zunächst müssen wir bis ans westliche Ende des Alai-Tals radeln. Die Straße verläuft zwar leicht bergab, aber wir strampeln gegen kräftigen Gegenwind an. In den Dörfern, die wir passieren, blitzen die gestreiften Zwiebeldächer neuer kleiner Moscheen hervor. Meistens werden wir mit einem Salam Alaikum begrüßt. Nach dem Ende der Sowjetunion Anfang der 1990er ist Kirgistan zum muslimischen Glauben zurückgekehrt und hat sich seitdem islamisiert. Die Religion ist wichtiger Teil des öffentlichen Lebens geworden. Die Zahl an Moscheen hat sich massiv erhöht und verschleierte Frauen sind keine Seltenheit mehr. 2021 hat es außerdem erstmals eine islamische Partei ins kirgisische Parlament geschafft.
Es ist immer noch sehr windig und über dem Alai hängen dunkle Wolken fest. Wir warten zwei Tage ab, bis sich das Wetter gebessert hat und starten, mit hoffentlich genug Essen im Gepäck, ab Kyzyl Eschme ins Gebirge. Die einzige Straße, auf der man den Alai von Süden nach Norden überqueren kann, ist ein wenig befahrener Sand- und Schotterweg mit einem steilen Pass auf 3.800 Metern Höhe. Die Landeschaft ist geprägt von fantastischen Bergen in verschiedensten Formen und Farben: felsgrau, sandbeige, grasgrün, rostrot. Zum Pass sind es nicht mal dreißig Kilometer, aber nach der Hälfte des Weges wollen unsere Beine nicht mehr. Seit über einer Stunde weht kräftiger Gegenwind und wir kommen kaum noch voran. In der Nähe stehen ein paar Jurten auf dem letzten Djailoo vor dem Pass und wir suchen uns eine flache Stelle für das Zelt. Beim Aufbauen flattert der Stoff wild umher. Micha muss diesmal die Zeltleinen ordentlich abspannen. Es dauert nicht lange, bis uns die Kinder aus den entfernten Jurten entdeckt haben und besuchen kommen. Drei Monate lang ist die Weide ihr Spielplatz. Neugierig krabbeln sie in unsere kleine Jurte und begutachten jedes Detail an den Fahrrädern.


Am nächsten Morgen machen wir uns auf in die geschotterten Serpentinen, die direkt vor uns liegen. Die Kinder von gestern laufen noch ein Stück nebenher. Es sind neun Zickzack-Kurven, die sich einige hundert Höhenmeter hoch winden. Micha guckt skeptisch nach oben. Vielleicht ist es die dünne Höhenluft, aber irgendwie fühlt er sich gerade überhaupt nicht fit dafür. An jeder Kurve wechselt der Wind. Wenn er von hinten bläst, steigt die Motivation. Und so stehen wir dann irgendwann an der letzten Serpentine und gucken auf die krasse Strecke zurück, die wir gerade geschafft haben. Bis zum Pass sind es von hier nur noch etwa zehn Kilometer, die nicht mehr ganz so steil sind. In den vielen Verschnaufpausen schweifen unsere Blicke immer wieder über die grandiose Landschaft, die um jeden Berg herum anders aussieht.
Auf den letzten Kilometern vorm Pass überholt uns ein alter Lada Niva mit drei Forschern aus Russland und Usbekistan an Bord, die eine Woche lang die Schmetterlinge im Alai untersuchen wollen. Ich schaue ständig auf das Navigationsgerät an meinem Lenker und freu mich über jeden Kilometer, den wir hinter uns bringen.
Als wir endlich die höchste Stelle erreichen, ist es wieder da: das euphorische Gefühl, über dem Berg zu sein. Die Anstrengung der letzten Stunden löst sich in Luft auf und verschwindet in den schneeweißen Wolken. Wir setzen uns mit Brot, Käse und einem Stück Wurst an den Wegesrand und genießen das Panorama, das sich auf der anderen Seite des Passes erstreckt. Vor uns breitet sich ein langes, grünes Flusstal aus.
Nach ein paar Kilometern auf der steilen, kurvigen Abfahrt richten wir auf einer saftigen Wiese neben dem Fluss unser Camp ein. Es ist ein Paradies – sonnig, einsam und still. Nicht mal die Murmeltiere pfeifen. Es gibt nur das Rauschen des glasklaren Wassers und einen leichten Wind, der am Zelt vorbei weht.
Am nächsten Tag freuen wir uns auf die lange Abfahrt durch das steile Gebirgstal. Eine Traumstrecke. Keine Seele weit und breit. Kein Handysignal. Nur raue Berge, ein rauschender Fluss und wir. Nach wenigen Kilometern wird die Strecke allerdings immer steiniger. Sieht so aus, als wäre hier länger kein Fahrzeug mehr gefahren. Zum Glück sind die Brücken noch intakt. Je weiter wir nach unten kommen, desto grober wird es. Massiver Steinschlag, kleinere Erdrutsche und das Gras erobern den Weg allmählich zurück. Obwohl es bergab geht, müssen wir absteigen und die Räder gebremst über die Steine holpern lassen. So geht das ein paar Stunden und wir sind heilfroh, dass wir diese Strecke nicht in umgekehrter Richtung vor uns haben. Weiter unten im Tal kreuzt dann ein breiter, steiniger Seitenfluss ohne Brücke den Weg. Wir müssen Taschen und Fahrräder einzeln auf die andere Seite tragen. Aus der Ruhe bringt uns das nicht. Auch nicht das kurze, heftige Gewitter, das bald danach aufzieht. Geduldig hocken wir uns unter die Zeltunterlage und warten ab, bis sich Blitz und Donner verzogen haben. Wir hoffen, dass die grobe Abfahrt endlich besser wird und fahren noch solange wie möglich in den Abend hinein. Das urige Tal wird wieder enger und die Felswände rücken näher. Der Steinschlag im Alai kann einem schon Angst machen. Es dämmert und wir versuchen, eine Stelle für die Nacht zu finden, auf der wir sicher sind. Am Ende dieses Zehnstundentags stehen Micha und ich dann auf einmal vor einem gewaltigen Erdrutsch, der den einzigen Weg und die Brücke dahinter komplett zerstört hat. Geschockt starren wir auf das dunkle Geröllfeld und den großen Fluss, der neben uns durch die Schlucht braust. Eine verdammte Sackgasse. Kein Wunder, dass wir seit dem Pass niemandem mehr begegnet sind. Unser erster Gedanke ist klar: Den ganzen Weg zurück ist mit den schweren Reiserädern nicht machbar. Plötzlich wirkt der Alai nur noch bedrohlich.
Micha läuft ein Stück über das Geröll und sucht nach einem Ausweg. Keine Chance. Auf der anderen Bergseite kann er allerdings einen schmalen Trampelpfad erkennen. Leider ist es schon zu spät, um nachzusehen, wohin der führt. Wir fahren zur letzten Brücke zurück und suchen eine Stelle mit möglichst wenig Steinschlag. Angespannt liegen wir im Zelt. Regen prasselt auf den leichten Stoff und in meinem Bauch grummelt ein ungutes Gefühl. Notfalls müssen wir morgen das Gepäck hier lassen, mit den Rädern zum Pass zurücklaufen und unsere vielen Taschen irgendwie nachholen. Dafür würden wir mindestens drei Tage brauchen. Micha beruhigt mich mit Zuversicht. Er vertraut auf den Trampelpfad. Morgen will er losgehen und nachschauen, ob man dort weiterkommt. Wir fragen uns allerdings, ob noch mehr Brücken zerstört sind. Bis zum nächsten Gehöft hinter dem Erdrutsch wären es von hier aus etwa sechs Kilometer. Dort könnten wir eventuell jemanden treffen und fragen. Die Szenarien kreisen noch eine Weile durch meinen Kopf. Dann schlafen wir für ein paar Stunden ein.
Sobald der Morgen anbricht, stehen wir auf, verstauen unser Zeug an einem Felsen und folgen gemeinsam dem Trampelpfad, auf dem frischer Kuhmist liegt. Der Pfad führt am Hang entlang – erst über ein Geröllfeld, dann ein Stück den Berg hoch. Manche Stellen sind extrem rutschig und ich frage mich, wie wir hier die Räder hinüber bekommen sollen. Unterhalb des Hanges rauscht der Fluss entlang. Abrutschen wäre lebensgefährlich – und das ist nicht übertrieben. Nach etwa anderthalb Kilometern können wir hinter dem Berg dann tatsächlich den Weg erkennen, der aus dem Tal hinausführt. Als wir weiter hinten sogar ein parkendes Auto sehen, würden wir am liebsten losjubeln. Wo ein Auto ist, ist auch ein Weg. Die restlichen sechs Brücken werden Gott sei Dank passierbar sein. Der schlimme Teil steht aber noch bevor. Wir laufen den Pfad zurück und Micha muss jetzt nacheinander beide Fahrräder auf die andere Seite bringen. Danach muss noch das ganze Gepäck hinterher. Dabei müssen jedes mal etwa 150 Höhenmeter überwinden. Fünf Stunden dauert die Zitterpartie. Danach sind wir einfach nur müde und glücklich, dass wir alles unbeschadet auf die andere Seite gebracht haben.


Der Vorrat an Essen ist mittlerweile fast aufgebraucht. Einmal müssen wir noch übernachten, dann können wir weiterfahren. Der restliche Weg wird nicht wirklich besser und bleibt meistens schroff und ruppig. Als wir am nächsten Nachmittag an einem Häuschen mit Tor ankommen, das die Einfahrt in den Alai bewacht, lädt uns eine gutgelaunte Herrenrunde wie gerufen in den Garten ein. Hier sitzen die alten Freunde zusammen auf einer Picknickdecke, im Gras daneben eine geleerte Wodkaflasche. Einer der Männer bringt frisch gekochtes Essen – große Stücken Kartoffeln, Paprika und Fleisch. Wir haben riesigen Hunger und können unser Glück kaum fassen, dass sie das herrliche Essen so selbstverständlich mit uns teilen.
Jetzt sind es noch zweieinhalb Fahrtage über ein paar Städte und Dörfer, bis wir in Osch nahe der usbekischen Grenze angekommen. In der zweitgrößten Stadt Kirgistans, die mit 963 Metern im Tiefland liegt, erwarten uns mindestens 37 Grad. Auf dem Weg dorthin werden wir an der Straße noch mehrmals von den Einheimischen beschenkt: mit Milch, Brot, Obst, Getränken, Süßigkeiten, Suppe (und einmal sogar Geld). Nichts davon durften wir ablehnen, obwohl wir es versuchten. Die Gastfreundschaft der Menschen hier ist groß. Die einstigen Nomaden scheinen genau zu wissen, was Reisende brauchen.

5 Gedanken zu „Südkirgistan: Gefangen im Alai“

  1. Super !
    Ich lebe alle Höhen und Tiefen mit Euch !
    Eine tolle, einmalige Reise.
    Weiterhin viel Glück und weiter diese unglaubliche Harmonie zwischen Euch bei allen Strapazen und Glücksmomenten.
    Liebe Grüße Pit

  2. Großartig! Es macht richtig spaß euren Abenteuer dank eures tollen Berichts und der wunderschönen Bilder mitzuerleben! Weiter so und TeuTeuTeu 🙂

  3. Hey Ihr 2,
    mir fehlen die Worte, um Eure Wahnsinnsreise zu kommentieren. Eure Bilder und Berichte sind wirklich ermutigend und inspirierend. Ich wünsche Euch weiterhin das allerbeste! Mögen Euch alle guten Geister begleiten und schützen 🙂
    Liebe Grüße aus Postdam von Lothar

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