Micha und ich hatten uns die finale Etappe unserer großen Reise eher hart und trist vorgestellt. Zum Glück kam es anders, auch wenn uns manchmal fast die Zehen abgefroren sind – trotz neuer Winterschuhe aus Istanbul. Denn das wohl wichtigste Körperteil wurde regelmäßig erwärmt: unser Herz.
27. Dezember 2024. Am Abend erreichen wir im Dunkeln den Busbahnhof Alibeyköy im Norden Istanbuls. Es regnet, nur sechs Grad. Zum Glück gibt es eine Straßenbahn, in die wir samt Fahrrädern einsteigen können. In Istanbul darf man außerhalb der Rushhour das Rad kostenlos in Tram und Metro mitnehmen. Vom Busbahnhof rollt die Tram in einer halben Stunde am Goldenen Horn entlang bis zur Galatabrücke in Eminönü. Von dort sind es nur noch vier Kilometer bis zu unserem kleinen Hotel nahe dem Taksim-Platz.
Istanbul ist einer dieser Orte auf unserer Reise, die wir nach vielen Jahren wiedersehen – mit einem Gefühl zwischen Neugier, Nostalgie und schönen Erinnerungen. Sechzehn Jahre ist es her, dass wir uns ohne GPS und Stadtplan auf unseren MZ-Motorrädern durchs berüchtigte Gewusel dieser Mega-Stadt geschlängelt haben (siehe hier). Es ist immer wieder spannend zu sehen, was im Laufe der Zeit gleich geblieben ist und was sich verändert hat. In den meisten Regionen Asiens, die wir mehrfach besucht haben, ist der schnelle Wandel nicht zu übersehen. Dazu gehören bessere Straßen, mehr Verkehr, höhere Häuser, modernere Geschäfte.
2008 lebten in Istanbul rund zwölf Millionen Menschen, heute sind es vier Millionen mehr. Micha und ich waren damals noch so schön unerfahren und Istanbul fühlte sich an wie das Tor zu einer anderen Welt: Die Rufe der Muezzine über die Lautsprecher der Moscheen, die quirlig belebten Gassen, unzählige Händler, bunte Basare, die teetrinkenden Fischer am Bosporus – all das war für uns neu, aufregend, fremd. Hier begann unser erstes Abenteuer auf dem asiatischen Kontinent, der uns seither immer wieder in den Bann zieht – mit seiner Vielfalt an Kulturen, Geschichte, Landschaften und Menschen.
Mit übergezogenen Kapuzen radeln wir nun im Nieselregen freudig über die Galatabrücke. Die Lichter der Stadt spiegeln sich auf dem nassen Asphalt und auf dem dunklen Wasser des Bosporus. Männer und ihre Söhne stehen auf der Brücke, die langen Angelruten über das Geländer gestreckt. Schön, dass es die Hobbyfischer immer noch gibt. Fischfang ist tief verwurzelt in der Tradition der Stadt, auch wenn er längst nicht mehr den Stellenwert von früher hat. Ich drücke mehrmals meine Fahrradhupe, ein kleiner Gruß an Istanbul.
Auf der anderen Seite der Brücke sind wir im Stadtteil Beyoğlu angekommen. Istanbul wurde auf Hügeln erbaut – und Beyoğlu ist besonders steil. Die Straßen werden enger und die Steigungen härter. Teilweise ersetzen Treppen die Bürgersteige. Das nasse Kopfsteinpflaster glänzt im Licht der Laternen und wir treten langsam bergauf. Schließlich überqueren wir die İstiklal Caddesi – die berühmte, schicke Einkaufsstraße, die auch spätabends noch voller Leben ist. Die typischen mobilen Verkaufsstände mit gerösteten Maronen und Maiskolben gibt es hier auch noch. Die sind jetzt, im Winter, besonders gefragt. Kurz vorm Hotel müssen wir noch eine megasteile Gasse hinunterfahren. Wegen des Regens und der schweren Fahrräder versagen zum ersten mal unsere Felgenbremsen. Neben mir poltert es und Micha flucht. Er musste gegen eine Hauswand rollen, um sein Rad auf dem steilen Kopfsteinpflaster zum stoppen zu bringen. Ich bin schon vorher abgestiegen und schiebe mein Rad vorsichtig hinunter. Zum Glück ist nichts passiert. Die breiten Reifen haben den Aufprall gut abgefedert.
Nach drei Tagen kommt endlich die Sonne wieder raus – plötzlich wirkt Istanbul wie im Frühling. Mit Sonnenbrillen schlendern wir durch unser Viertel und begrüßen die Katzen, die in jeder Straße unterwegs sind. Sie gehören in dieser Stadt einfach dazu – so wie die heiligen Kühe in Indien. Überall stehen Fressnäpfe, manchmal kleine Unterschlüpfe. Die Leute kümmern sich liebevoll um ihre Schnurrrrrbartträger. Man wird nie sehen, dass jemand eine Katze von ihrem Platz verscheucht.
Am europäischen Ufer des Bosporus, in der Nähe des Galata-Turms, erkunden wir den neuen Galata Port – ein moderner Kreuzfahrthafen mit schicken Restaurants und einem gläsernen Einkaufszentrum, das weihnachtlich geschmückt ist. Istanbul schmückt sich zum Jahresende im westlichen Stil – für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Auf der neuen langen Uferpromenade schlendern viele Familien entlang und die großen Möwen stauben ein paar Simit-Krümel ab. In der Nähe der Galatabrücke halten wir dann Ausschau nach der alten kleinen Moschee, an der uns damals der Imam spontan auf Tee, Oliven und eine Bootstour bei Sonnenuntergang eingeladen hatte. Die Moschee gibt es noch, aber die Reihe an kleinen Unterständen der Fischer nebenan, wo früher Netze lagerten, kleine Reparaturen durchgeführt wurden und frischer Fang verkauft wurde, sind heute bunte Restaurants – hübsch, und touristisch. In einer Seitenstraße entdecken wir noch einen der mobilen Fischbrötchen-Grills, die Balık Ekmek anbieten. Das ist fangfrisches Fischfilet serviert im Brot. Micha hatte damals einen dieser Verkäufer fotografiert, ich habe das Bild noch klar vor Augen. Wir beißen ins heiße Balık Ekmek und der Geschmack, der Geruch – alles ist wieder da.
Früher wurden die Fischbrötchen auch direkt von Booten verkauft, aber das wurde inzwischen verboten.
Während unserer Zeit in Istanbul überqueren wir mehrmals mit den öffentlichen Fähren den türkis glitzernden Bosporus und pendeln dabei immer wieder zwischen Europa und Asien hin und her. Ein schönes Sinnbild für unser aktuelles Lebensgefühl, denn in ein paar Tagen werden wir uns nach langer Zeit wieder von Asien verabschieden.
31. Dezember 2024. Für uns geht ein außergewöhnliches Jahr zu Ende – ein Jahr, das wir von Anfang bis Ende auf Reisen verbracht haben. Gestartet sind wir im tropisch-heißen Südindien, unter Kokospalmen und bei über 30 Grad. Richtig gefroren haben wir nur einmal: im April, während unserer vierwöchigen Wanderung im Mount-Everest-Gebiet in Nepal. Und nun verabschieden wir unser Jahr 2024 in der Türkei.
Eine halbe Stunde vor Mitternacht laufen Micha und ich durch unser Viertel in Richtung Taksim-Platz. Dort versammeln sich die Menschen traditionell, um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen. Die Stimmung auf den Straßen ist ruhig, fast gelassen. In den Barbierläden wird selbst jetzt noch frisiert. Männer lassen sich Haare und Bärte schneiden, als wäre es ein ganz normaler Abend. Von Böllern oder Knallern keine Spur.
Der Taksim-Platz selbst ist abgeriegelt. Starke Polizeipräsenz, Absperrgitter, Taschenkontrollen. Seit einigen Jahren werden große Menschenansammlungen rund um Silvester in Istanbul strikt überwacht. Wir mischen uns in die Menge: Familien, junge Paare, ältere Menschen. Keine ausgelassene Partystimmung wie in Berlin, sondern eher ein stilles, gemeinsames Warten. Eine Polizeidrohne fliegt über unsere Köpfe.
Micha und ich rufen noch kurz Familie und Freunde in Deutschland an, dass es bei uns gleich losgeht – nämlich eine Stunde früher – und wünschen einen guten Rutsch. Punkt Mitternacht richten sich dann unsere Blicke gespannt zum Himmel über der neuen Moschee am Platz – ein markantes, schön beleuchtetes Gebäude, das erst vor wenigen Jahren eröffnet wurde. Aber das Feuerwerk ist leider eine Enttäuschung: kurz und nicht besonders aufregend, eher symbolisch als spektakulär. Schon wenige Minuten später beginnt sich die Menge langsam wieder zu zerstreuen. In anderen Ecken der Stadt wird jetzt ausgelassen gefeiert – in Clubs, Bars und auf privaten Partys. Doch davon bekommen wir nichts mit. Zurück in unserem Hotelzimmerchen stoßen Micha und ich mit einem Glas Raki auf das neue Jahr an, drehen die Musikbox auf und feiern unsere eigene Party – nur wir zwei, irgendwo in Istanbul, auf der Schwelle zwischen Asien und bald zuhause.
Nach über zwei Wochen verlassen wir dann Istanbul. Der Bus bringt uns am 13. Januar ins winterliche Sofia, wo frostige Temperaturen auf uns warten. Aber wir sorgen vor: Die ausgedienten Turnschuhe landen im Mülleimer, dafür legen wir uns robuste Halbstiefel und extra dicke Handschuhe zu. Wir wollen nämlich bald noch durch das winterliche Deutschland radeln.
Am frühen Morgen schieben wir die bepackten Fahrräder in die U-Bahn am Taksim-Platz und fahren bis zum Busbahnhof Esenler. Wie schon öfter auf dieser Reise drücken wir dem Busfahrer ein paar Scheine in die Hand, damit er den Berg an Taschen und beide Fahrräder sicher im Kofferraum verstaut. Die Grenze zur Europäischen Union ist nun nicht mehr weit.
Als wir in Sofia ankommen, ist es bereits dunkel. Fester Schnee liegt auf den Gehwegen, weiche Flocken tanzen im Licht der Straßenlaternen und landen sanft auf meinem Gesicht. Es ist still, kalt – und schön. Bulgarien kennen wir von früheren Reisen, doch in Sofia sind wir zum ersten Mal. Die Stadt empfängt uns mit einer vertrauten europäischen Atmosphäre: breite Straßen, imposante Altbauten, großzügige Plätze, Parkanlagen. Sofia zählt mit seiner über 7000jährigen Geschichte zu den ältesten Städten Europas. Römische Ruinen, jüdisches Erbe, Spuren des Kommunismus – hier überlagern sich die Epochen. Gleichzeitig spürt man die neue Energie. Viele Bulgaren, die jung ins Ausland gingen, sind mit frischen Ideen und Unternehmergeist zurückgekehrt. Es sind Cafés, kreative Läden und kleine Start-ups entstanden.
Trotz frostiger Januarkälte stehen zwei geführte Städtetouren auf unserem Plan. Und obwohl unser Atem Wölkchen in die Luft malt, sind die Touren gut besucht. Offenbar zieht Sofia auch im Winter viele Touristen an – so wie uns. Kein Wunder, denn was wir auf den beiden Touren erfahren werden, ist erstaunlich. Doch bevor wir Sofia erkunden, gönnen wir uns am ersten Morgen etwas, worauf wir uns insgeheim gefreut haben: ein Frühstück mit Produkten aus dem deutschen Supermarkt. Heimkehr geht eben auch durch den Magen.
20. Januar 2025. Von Sofia aus gibt es einen Direktbus nach Mannheim. Perfekt für uns, denn wir wollen unbedingt alte Freunde in der Nähe besuchen, bevor unsere Winterradtour Richtung Berlin beginnt. 26 Stunden dauert die Fahrt im nur halb vollen Bus und wir machen es uns so gemütlich es eben geht. Hinter uns sitzen zwei Frauen, die für ein paar Monate als Altenpflegerinnen zurück zu ihren Jobs in deutschen Familien reisen.
Die Route führt durch Serbien und Ungarn. Gegen 23 Uhr überquert der Bus die Grenze nach Österreich. Um 4:33 Uhr wachen wir auf einem nebligen Rastplatz auf. Eine rot leuchtende Schriftreklame schimmert durch den kalten Nebel: Augsburg. Wir sind in Deutschland!
Am frühen Morgen des 21. Januars steigen wir bei minus zwei Grad am ZOB Mannheim aus. Es ist ein Dienstag. Menschen sind noch wenig zu sehen, nur ein paar Schüler und Pendler. Auf der Straße spricht man wieder unsere Sprache, doch nach so langer Zeit in der Ferne fühlt sich das noch fremd an.
Nach einer ruhigen Nacht in Mannheim brechen wir auf. Eingepackt in mehrere Lagen und mit Herzklopfen beginnen wir unsere Heimreise nach Berlin – rund 750 Kilometer durch den Odenwald, Franken, den Thüringer Wald, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Wir wollen es bewusst langsam angehen. Diese letzte Etappe soll nicht einfach vorbeiziehen.
Unsere Freunde bei Heidelberg sind vor zwei Jahren die letzten gewesen, die wir verabschiedet hatten – und nun die ersten, die uns in wenigen Stunden wieder willkommen heißen werden. Es ist pure Wiedersehensfreude. Dieses warme Gefühl von Vertrautheit, gemischt mit Aufregung und Dankbarkeit – ein emotionaler Vorgeschmack auf das, was uns in Berlin erwartet.
Zwar haben wir immer noch unser Campingzeug dabei, aber wir ahnen: Auf den letzten Kilometern werden wir wohl kein Zelt mehr aufstellen. Stattdessen nutzen wir zum allerersten Mal Warmshowers – das „Couchsurfing“ der Radreisenden. In Deutschland gibt es eine ziemlich große Community, und wir werden gleich viermal beherzt aufgenommen: Bei Igor und Lana in Buchen, Michel und Wiebke in Würzburg, Sybill und Winfried in Jena sowie Arne und Julia mit Baby Jona in Halle. Sie alle heißen uns nicht nur spontan willkommen, sondern verwöhnen uns regelrecht: mit einer heißen Dusche, leckerem Essen, bequemen Betten und ehrlichem Interesse. All diese herzlichen Begegnungen im eigenen Land machen uns das Ankommen viel leichter als erwartet. Ehrliche Gastfreundschaft bleibt immer ein besonderes Geschenk – vor allem, wenn es überraschend kommt.
Wie es das Schicksal will, führt unsere Route auch durch ein kleines Dorf in Unterfranken, in dem Fabi alias perma_cycle (siehe Instagram) gerade eine Zwangspause von seiner Fahrradweltreise einlegen muss. Diesen coolen Bro haben wir in Kirgistan getroffen und es ist voll schön, dass sich unsere Wege jetzt nochmal kreuzen. Fabi legt sich so richtig ins Zeug als Gastgeber – er weiß genau, was Reisende happy macht.
Etwa drei Wochen sind wir unterwegs auf unserer Winteretappe von Mannheim nach Berlin. Der Weg führt uns durch stille Täler, über sanfte Hügel und entlang ruhiger Radwege, die sich durch Süd- und Ostdeutschland ziehen. Die Dörfer wirken verschlafen. Die Landschaft ist von gedeckten Farben geprägt und die Kälte hält sich hartnäckig, so dass wir unsere Zehen oft kaum noch spüren. Doch dafür haben wir die Radwege fast für uns allein und wir können in Ruhe unseren Gedanken nachgehen. Ab und zu begegnen uns Spaziergänger, ebenso dick eingemummelt wie wir. Es sind kurze Begegnungen, doch sie erwärmen uns: ein freundlicher Gruß, ein kurzes Gespräch, ein herzlicher Wunsch für unsere Heimreise. Einmal werden wir sogar spontan auf einen heißen Kaffee nachhause eingeladen. Vor ein paar Wochen hatten wir noch ein wenig Sorge, wie wohl die Stimmung hierzulande sein würde in diesen Zeiten. Aber wieder einmal hat uns das Leben die richtigen Menschen geschickt.
In Thüringen müssen wir ein letztes Mal durch ein Gebirge radeln, wenn auch nur ein Mittelberge. Auf dem Weg dorthin überqueren wir – unspektakulär, aber bedeutungsvoll – die alte innerdeutsche Grenze. Irgendwo zwischen Wald und Wiese erinnert uns dieser Moment daran, dass unsere Reise in dieser Form ohne die Wiedervereinigung niemals möglich gewesen wäre.
Die erste Stadt, die wir in Thüringen erreichen, ist Suhl. Der Weg zur Unterkunft führt uns direkt über das weitläufige Gelände der ehemaligen Simson-Werke – einst bedeutender Industriestandort, bekannt für seine Mopeds made in GDR. Heute erinnert ein kleines, liebevoll gemachtes Museum in der Innenstadt an diese Zeit. Micha ist begeistert. Zwei Stunden lang taucht er ab in die Welt der Zweitakter und Ostalgie.
Heute trägt Suhl den etwas traurigen Titel eines sogenannten Wendeverlierers. Die Stadt wirkt etwas aus der Zeit gefallen – ein Mix aus DDR-Charme, 90er-Jahre-Neubauten und einsamen Geschäften. Vielleicht wird hier gerade an einer neuen Identität gearbeitet – Potenzial hat der Ort.
Kurz hinter Suhl steigen die Berge an. Der Thüringer Wald ist natürlich etwas kahl im Winter, immerhin glitzern weiße Eiszapfen auf den moosbedeckten Felsen. Wir radeln weiter mit Zwischenstationen in Jena, Erfurt, Halle, Wittenberg und Dessau. Unser vorletzter Halt vor zuhause ist die Kleinstadt Bad Belzig, wo wir uns zwei Tage lang in eine kleine Ferienwohnung in der Waldsiedlung zurückziehen. Ganz plötzlich rieseln dicke Schneeflocken vom Himmel und am nächsten Morgen liegt eine frische, weiße Decke über allem – die Welt wirkt wie verzaubert. Als wir weiterfahren, berühren unsere Fahrradreifen zum ersten Mal auf dieser Reise neuen Schnee. Und während die Sonne durch die Wolken bricht, erleben wir doch noch unser kleines Wintermärchen. In Michendorf wartet dann eine Freundin mit ihrer Familie auf uns, die uns am allerletzten Abend dieser Reise liebevoll in die Arme schließen.
15. Februar 2025. Wir haben uns in den letzten Wochen Zeit genommen, um Deutschland langsam an uns heranzulassen und an den Gedanken der Heimkehr zu gewöhnen. Berlin empfängt uns wie erwartet: lebendig, bunt und ohne Allüren. Halleluja Berlin. Micha und ich spüren es gleichzeitig, ohne ein Wort zu sagen: Wir sind zuhause.
Nervös werfe ich einen Blick auf die Uhr an meinem Fahrradlenker. Wir müssen uns sputen – immerhin warten heute Nachmittag unsere Familie und Freunde am Café Intimes in Friedrichshain. Genau dort, wo wir uns vor zwei Jahren von allen verabschiedet haben. Wir rauschen durch Kreuzberg. Dann taucht sie auf, die rote Oberbaumbrücke – vertraut und unwirklich zugleich. Kurz davor das grüne Schild: Friedrichshain. Mein Herz schlägt schneller, als ich treten kann. Als wir über die Warschauer Brücke radeln, ruft ein Typ im Vorbeifahren aus seinem Auto: „Ey, wo kommt ihr denn her?“ „Wir waren in Indien und kommen gerade nachhause!“ ruft Micha zurück. „Geile Scheiße! Willkommen zuhause!“ brüllt er und verschwindet im Verkehr.
Adrenalin rauscht ein letztes Mal durch unsere Körper. Nur noch ein paar hundert Meter über das holprige Kopfsteinpflaster unseres Kiezes und diese unvergessliche Reise wird zu Ende sein. Wir tauchen ein in das warme, vertraute Meer aus Umarmungen, Lachen, Freudentränen. Keine Worte mehr nötig. Unser Reisetagebuch ist wieder randvoll mit Geschichten, Bildern und Erinnerungen – und schließt sich. Die letzten zwei Jahre waren noch schöner, intensiver und abenteuerlicher, als wir es uns vorgestellt hatten und wieder einmal reich an Begegnungen mit wunderbaren Menschen – spannend, herzlich, unterhaltsam.
Dankeschön an alle, die uns hierbei begleitet, unterstützt und mitgelesen haben.
Zum Abschluss noch ein kurzes VIDEO
– Ende –
Willkommen!
Oft haben wir geschaut, na, kein letzter Bericht? Kein Wunder, ist ja kaum eine Reaktion auf die vielen langen Berichte zurückgekommen…
Und doch! Danke für die viele Zeit, die ihr uns geschenkt habt. Auch dafür, dass die Berichte so sauber ausgearbeitet sind. Da steckt auch einiges an Organisation hinter.
Wir wünschen Euch nun ein problemarmes Wiedereingewöhnen und viele, viele Stunden des Nachträumens zusammen. Das letzte Wort finde ich das wichtigste.
Gruß Karl und Janny